Sophia, 29
Hausleiterin Stationäre Kinder- und Jugendhilfe | Stralsund
„Es gibt nie nur DEN einen Weg zum Ziel.“
Sophia, 29
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Das Tolle an der Arbeit mit Menschen ist, dass es nie nur DEN einen Weg zum Ziel gibt. Kreativität und Einfallsreichtum sind ausdrücklich erlaubt und erwünscht! Kein Tag gleicht dem anderen.
In der stationären Kinder- und Jugendhilfe setze ich mich tagtäglich mit einer Vielfalt von Charakteren auseinander. So muss ich meinem Gegenüber auf ganz unterschiedliche Art und Weise begegnen. Immer mit dem Ziel, Beziehung und Vertrauen aufzubauen.
Dafür erhalte ich unmittelbares Feedback. Niemand ist so ehrlich wie Kinder oder Jugendliche. Das führt mich stets in die Selbstreflexion. Für das professionelle Arbeiten ist das genauso wichtig wie für meine persönliche Weiterentwicklung. Ich empfinde das auch als ungemein wertvoll.
Darüber hinaus hatte ich das große Glück, bei einem Träger zu landen, der eine breite Palette an sozialen Arbeitsfeldern bedient. Als ich nach fünf Jahren in der ambulanten Familienhilfe umgezogen bin, blieb ich bei meinem Arbeitgeber und wechselte nur den Standort. Mittlerweile leite ich eine Einrichtung der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Ich wechselte also nicht nur den Tätigkeitsbereich, sondern übernahm gleichzeitig mehr Verantwortung und brachte neue Ideen ein. Das motivierte mich enorm.
Außerdem kann ich mich nach meinen Interessen fortbilden und weiter spezialisieren. Sei es in den Bereichen Sucht, Psyche, tiergestützte Arbeit usw. Die Möglichkeiten sind zahlreich.
Das i-Tüpfelchen ist schließlich die Arbeit mit den Teams. Auch hier treffe ich auf sehr heterogene Fachkräfte. Sie verfolgen zwar alle das gleiche Ziel, gehen allerdings unterschiedlich heran. Das inspiriert mich jedes Mal aufs Neue.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Die Einzelschicksale, die zu uns kommen, können wir nicht in jedem Fall optimal betreuen. Das mitzuerleben, fällt mir schwer.
Oft scheitern Hilfeverläufe an fehlender Mitwirkungsbereitschaft des Elternhauses, mangelnden Betreuungsplätzen in tatsächlich geeigneten Hilfen (beispielsweise bei psychischen Erkrankungen und/oder Suchtproblematiken) und der fehlenden Akzeptanz der Öffentlichkeit.
Es kommt auch vor, dass zum Beispiel Schulmeideverhalten intern gut aufgearbeitet werden kann. Der oder die Jugendliche in der Schule dann aber vom Lehrpersonal abgebügelt wird und wieder ins alte Muster fällt.
Das ist nicht nur frustrierend für das Betreuungspersonal, sondern zuallererst für den Schüler oder die Schülerin. Doch auch hier gibt es viel Potenzial für Veränderung und Umdenken, wodurch ich mich nur äußerst selten mit Missständen abfinden muss.
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Sophie, 32
Ambulante Kinder- und Jugendhilfe nach SGB VIII
„Vielseitig, abwechslungs- und lehrreich.”
Sophie, 32
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Den vielseitigen, abwechslungs- und lehrreichen Arbeitsalltag. Ich lerne Menschen und Familien in verschiedensten sozialen Umfeldern kennen und begleite sie in ihrem Alltag. Dabei benötigt jede Person ganz individuelle Unterstützung.
So gestalten sich Tage oft anders als zunächst gedacht. Darauf muss ich mich einstellen, spontan handeln und entscheiden. Ich muss mich selbstständig organisieren und autonom agieren, immer in Zusammenarbeit mit meinen Klienten und Klientinnen.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Die ambulante Arbeit verbindet viele verschiedene Lebensräume, Menschen und Professionen. Häufig kostet es viel Anstrengung, diese unterschiedlichen Charaktere an einen Tisch zu bekommen, um sich inhaltlich im Sinne der Familie zu verabreden. Wenn das gelingt, ist es sehr nachhaltig und sinnhaft für den gesamten Hilfe- und Entwicklungsprozess.
Ähnlich verhält es sich mit Wissen und Theorien aus Sozialforschungen, die in der Arbeits- und Lebensrealität aller Akteure und Akteurinnen keine Anwendung finden. Tatsächlich benötigt Sozialarbeit mehr multiprofessionelle Reflexion, Kommunikation und Kooperation.
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Luisa, 23
Sozialpädagogische Familienhilfe und Ambulante Kinder- und Jugendhilfe | Bad Doberan
„Jedes Lächeln macht diese Arbeit so wertvoll.”
Luisa, 23
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Ich komme aus einer Patchworkfamilie in Mecklenburg-Vorpommern. Nach dem Abi studierte ich Soziale Arbeit in Neubrandenburg. Noch bevor ich im Jahr 2020 meinen Abschluss in der Tasche hatte, arbeitete ich in der Familienhilfe. Mittlerweile zusätzlich ein paar Stunden in einer Beratungsstelle für Betroffene von häuslicher Gewalt.
Hilfe zur Selbsthilfe ist bei beidem die oberste Devise. In der Sozialpädagogischen Familienhilfe unterstütze und betreue ich Familien bei Problemen und in alltäglichen Krisen. Das Spektrum der Fälle ist breit, denn es gibt so unterschiedliche Familienformen, Lebenswege und damit verwobene Schicksale.
Ungerechtigkeit gegenüber Kindern finde ich schlimm. Sie werden ungeschützt ins Leben geworfen, wofür viele Erwachsene wenig Verständnis aufbringen. Das ist teilweise schwer mit anzusehen.
In solchen Situationen motiviert mich dann das Wissen, dass jeder noch so kleine positive Einfluss etwas bewirken kann. Jedes Lächeln eines Kindes, jedes verständnisvolle Gespräch mit einer Mutter und jede überstandene Krise machen diese Arbeit so wertvoll.
Neben all diesen Dingen sind gute, kompetente Fachkräfte wichtig. Die Welt braucht uns, denn wir können einen kleinen Impact geben.
Innerhalb meines ersten Berufsjahres merke ich bereits, wie schnell Vertrauen entsteht. Wie schnell ich ein wichtiger Teil für jemanden sein kann, weil ich helfe. So sind es viele Menschen gar nicht gewohnt, dass ihnen jemand zuhört, ohne sie zu bewerten.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Die vielen schönen Aspekte fordern aber auch Distanz, die mir sehr schwerfällt. Das Nähe-Distanz-Verhältnis in der Sozialen Arbeit ist ein sehr großes Thema. Ich bin meist wöchentlich in der Familie, kenne die größten Probleme und die tiefsten Schicksalsschläge. Meine Arbeit hilft aber nur, wenn ich eine Beziehung zu meinen Klienten und Klientinnen aufbaue, ohne zu nah dran zu sein.
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Lena, 27
Sozialpädagogin | Einrichtung der Erziehungshilfen
„Ich liebe meinen Job, muss aber Beruf und Privatleben trennen.”
Lena, 27
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Die Arbeit in der stationären Jugendhilfe hat mich mit all ihren Höhen und Tiefen total gepackt. Sie bringt so viele Facetten mit sich. Ich habe viel Kontakt zu Menschen und kann mich gleichzeitig in verschiedenen Wohngruppen stetig weiterbilden.
Wir sind für Menschen in schwieriger Lage eine Art zu Hause. In der Betreuung bauen wir Vertrauen auf, sodass sich die Betroffenen wohlfühlen und sich uns gegenüber öffnen. Es sind diese authentischen Gespräche, die ich so sehr schätze.
Ich bin dankbar dafür, dass Jugendliche in mir eine Vertrauensperson sehen. Gemeinsam arbeiten wir an ihren Problemen und finden Lösungen. Wenn sich ihr Leben dadurch in eine positive Richtung entwickelt und sie ihre Angelegenheiten selbst verantwortungsvoll regeln, macht mich das sehr glücklich.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Neben all den schönen Momenten komme ich oft mit Themen wie Gewalt, Drogen und Suizid in Berührung. Das lässt sich nicht vermeiden. Als Berufseinsteigerin konnte ich nur schwer mit diesen Situationen umgehen. Erst mit mehr Erfahrung lernte ich, mich zu distanzieren. Natürlich berühren mich die Schicksale der Menschen. Aber in unserem Job ist es wichtig, Beruf und Privatleben trennen zu können. Das gelingt mir mittlerweile ganz gut.
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Jan, 28
Sozialarbeiter | Kinder- und Jugendarbeit | Köln
„Wir suchen gemeinsam nach Lösungen.“
Jan, 28
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Das Schönste an meinem Job ist, wenn sich Kinder und Jugendliche entwickeln und sich darüber freuen. Ich arbeite vor allem mit Geflüchteten. Sie leben in kleinen Wohnungen mit wenig Platz. Sie freuen sich jedes Mal, wenn sie bei uns im Jugendzentrum vorbeischauen. Das macht mich immer wieder glücklich.
Ich bin auch Schülerberater. Oft kommen die Schüler und Schülerinnen zu mir, wenn sie nicht weiter wissen. Dann suchen wir gemeinsam eine Lösung. Das ist Hilfe zur Selbsthilfe.
Die Sozialarbeit bietet mir enorme Freiheiten. Ich bin in keiner Behördenstruktur gefangen. Natürlich habe ich Vorgesetzte und Strukturen innerhalb meines Jobs, aber wie ich meine Arbeit mache, kann ich selbstständig entscheiden. Das gibt mir die Freiheit, mit den Kindern Kletter- oder Basketballprojekte umzusetzen. Bei all meinen Möglichkeiten kann ich voll auf ihre Bedürfnisse eingehen. Unsere Ausflüge bereiten ihnen immer Freude und helfen ihnen bei der Selbstverwirklichung.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Gar nicht so viel. Manchmal ist es frustrierend, dass die finanziellen Mittel sehr beschränkt sind. Das schafft für uns enorme Hürden bei der Umsetzung von Projekten. Durch die fehlenden Gelder ist auch unsere Bezahlung gering. Das nehme ich bei der tollen Arbeit, die ich leisten kann aber in Kauf.
Besonders harte Schicksale belasten mich hin und wieder. Dann ist es jedes Mal eine Herausforderung, nach Feierabend nicht daran zu denken. Genauso ist es, wenn die Jugendlichen Rückschläge haben. Größtenteils überwiegt aber die Freude, wenn wir gemeinsam Probleme lösen.
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Evelin, Anfang 40
Senioren- und Pflegeberaterin | kommunaler Pflegestützpunkt
„Es warten täglich neue Herausforderungen.“
Evelin, Anfang 40
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Ich arbeite seit mehr als 15 Jahren als Sozialarbeiterin und finde es toll, wie abwechslungsreich dieser Beruf ist. Ich betreue Senioren und Seniorinnen, pflegebedürftige Menschen und Angehörige. Es warten täglich neue Herausforderungen. Der ausgewogene Mix aus direktem Kontakt zu Menschen und Bürotätigkeit gefällt mir.
Meine Beratung umfasst viele Themengebiete. Dafür benötige ich Kompetenzen im juristischen und kommunikativen Bereich. Diese Fähigkeiten helfen mir bei herausfordernden Themen, wenn es zum Beispiel um Demenz geht oder eine rechtliche Betreuung erforderlich wird.
Im Zuge meiner Arbeit erhalte ich oft positives Feedback – da ich Menschen, die Unterstützung suchen, durch den „Pflege-Dschungel“ helfe. Wenn sie durch mich in einer individuellen ambulanten Versorgungsstruktur selbstbestimmt und zufrieden zu Hause leben können, macht mich das sehr glücklich. Das liebe ich an meiner Arbeit.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Ich kann es nur schwer mit ansehen, wenn Betroffene mit einer bestimmten Vorstellung kommen, die wir nicht erfüllen können. Zum Beispiel, wenn sie trotz intensiver Begleitung dauerhaft in eine stationäre Einrichtung müssen, obwohl sie das nie wollten. Andere versterben leider, bevor die lang geplante Versorgungsstruktur greift.
Manchmal betreue ich auch Menschen, die meine Hilfe ablehnen. Sie sind aus unterschiedlichen Gründen verwahrlost, unterversorgt oder einsam und lehnen Kontakt zur Beratungsstelle ab. Diese Momente auszuhalten, fällt mir schwer. Aber ich nehme sie in Kauf, weil es zu meinem Job gehört, alle Lebensstile zu akzeptieren.
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Anonym, Anfang 30
Bewährungshelfer | Landgericht
„Immer wieder herausfordernde Aufgaben.“
Anonym, Anfang 30
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Mein Job ist unglaublich vielseitig. Ich habe jeden Tag Kontakt zu Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen, tausche mich mit diversen Hilfsorganisationen und Netzwerkpartner:innen aus. Sie alle bereichern meinen Arbeitsalltag, jeder auf seine Art und Weise.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Meine Arbeit mit Menschen geschieht nicht ausschließlich im Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle, sondern auch im Zwangskontext. Diese Situationen stellen mich im Alltag immer wieder vor herausfordernde Aufgaben. Um sie zu lösen, muss ich professionell und methodisch vorgehen.
Lena, 29 Jahre
Sozialarbeiterin | Mutter-Kind-Intensivgruppe | Köln
„Gemeinsam kreieren wir eine Perspektive für Mütter und Kinder.“
Lena, 29 Jahre
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Ich gehe meinem Traumjob als Wegbegleiterin für Frauen in einer Mutter-Kind-Intensivgruppe nach. Gemeinsam kreieren wir eine Perspektive für Mütter und ihre Kinder. Das macht mich immer wieder glücklich. An der Arbeit gefällt mir besonders, wie abwechslungsreich meine Schichten sind. Ich weiß nie, was mich am nächsten Tag in der Gruppe erwartet und wie sich die einzelnen Fälle entwickelt haben.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Im Vergleich zu unserer Leistung und unserer täglichen Verantwortung fällt die Bezahlung leider immer noch zu gering aus. Was jedoch nicht heißt, dass wir von dem Geld nicht gut leben können.
Ich opfere allerdings viel von meiner Freizeit. Das stört mich erst, seitdem ich selbst Mutter bin. Fällt jemand im Team aus, müssen Kollegen und Kolleginnen einspringen, die eigentlich frei haben. Auch an Weihnachten und Silvester muss immer jemand arbeiten.
Ich möchte aber erwähnen: Mit einem guten Team sind diese Dinge nebensächlich. Wir nehmen alle Rücksicht aufeinander und versuchen jeden Wunsch hinsichtlich der Arbeitszeiten zu erfüllen. Als Mama eines kleinen Kindes hatte ich beispielsweise an Weihnachten frei.
Anonym
Sozialpädagogin | Jugendamt
„Der negative Blick auf das Jugendamt stört mich.”
Anonym
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Ich schätze die Vielfalt an verschiedenen Arbeitsfeldern. Ich sitze nicht nur im Büro, sondern arbeite viel in direktem Kontakt mit Menschen. Jeder ist anders, das macht die Aufgaben so spannend. Das Schönste ist jedes Mal, wenn wir es geschafft haben und eine Hilfe erfolgreich beenden können.
Was fällt dir schwer, nimmst du aber trotzdem in Kauf?
Was mich stört, ist der negative Blick auf das Jugendamt. Wie alle anderen in der Sozialen Arbeit versuchen wir unser Bestes zu geben. Dabei sind wir uns ständig der Gefahr bewusst, eine falsche Entscheidung treffen zu können
Ich opfere allerdings viel von meiner Freizeit. Das stört mich erst, seitdem ich selbst Mutter bin. Fällt jemand im Team aus, müssen Kollegen und Kolleginnen einspringen, die eigentlich frei haben. Auch an Weihnachten und Silvester muss immer jemand arbeiten.
Ich möchte aber erwähnen: Mit einem guten Team sind diese Dinge nebensächlich. Wir nehmen alle Rücksicht aufeinander und versuchen jeden Wunsch hinsichtlich der Arbeitszeiten zu erfüllen. Als Mama eines kleinen Kindes hatte ich beispielsweise an Weihnachten frei.